Leben und Werk des Verlegers Cotta

Vortrag von Dr. Bernhard Fischer, Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs Weimar, am 4. November 2014

Johann Friedirch Cotta wurde 1764 geboren. Er gehörte mit Bertuch und Göschen zu den damals berühmtesten Verlegern Deutschlands. Er hat viele Werke berühmter Dichter verlegt, zum Beispiel „Wallenstein“ (Schiller) und den „Faust“ (Goethe), des Weiteren Werke von Herder, Fichte, Uhland, Jean Paul und Forster. Unter seiner Regie entstanden erstmals Werksausgaben. Er verlegte Schillers Horen, gründete die „Allgemeine Zeitung“, den Musen-Almanach“ und das „Morgenblatt für gebildete Stände“ und entwickelte dabei einen rastlosen Geschäftssinn. Bei ihm versammelte sich alles, was Rang und Namen hat, so auch die Romantiker und Vertreter des „Jungen Deutschland“. Insgesamt handelt es sich um ca. 1500 Autoren. Cotta gilt als Universal-Verleger. Er erlebte einen kometenhaften Aufstieg. Er übernahm 17000 Gulden Schulden beim Kauf der Druckerei.

1819 überschreitet sein Umsatz die 1-Million-Gulden-Grenze. Im Jahr verdiente er nun 80 0000 Gulden. Er legte eiserne Disziplin, einen untadeligen Charakter und viele Talente an den Tag. Von ihm sind keine autobiografischen Zeugnisse überliefert; alles, was wir von ihm wissen, stammt aus Briefen. Seine Autoren sind ihm Geschäftspartner.

Er äußerte sich nicht zu Politik oder Klatsch. Er holte aber politische Meinungen ein. Er trieb seine Autoren nicht an. Er blieb ihnen gegenüber nachsichtig und verpflichtete sie sich durch seine Generosität. Er zahlte ihre Honorare nach deren Genialität. So erhielten beispielsweise Schiller 35000 Taler, Goethe 150000 Taler.

Er praktizierte zugleich Vertragsfreiheit. Bei jeder Neuauflage partizipierten die Autoren davon. Cotta erwies sich ebenso als Vorreiter der Autorenrechte. Er war somit entschiedener Gegner räuberischer Raubdrucke, setzte sich während des Wiener Kongresses für ein Verbot von Nachdrucken und für Pressefreiheit ein.

Seine verlegten Bücher erweisen sich sowohl als nützlich-belehrend-unterhaltend als auch als marktgünstig.

Er erwarb ebenso Landgüter, versuchte sich dort in rationalisiertem Landbau. Er trug maßgeblich zur Aufhebung der Leibeigenschaft in Baden-Württemberg bei. Er gründete auch eine Tuchfabrik, eine Flachsspinnerei und eine hochmoderne Papierfabrik. Cotta erwies sich als Pionier der Dampfschifffahrt auf Bodensee und Rhein. Dort gab es von Basel bis zur Mündung bereits Dampfschifffahrtsgesellschaften mit abgestimmten Fahrplänen.

Cotta war ebenso an der Erarbeitung einer Verfassung für Baden-Württemberg beteiligt, stand jedoch als Vermittler des Verfassungswerkes auf verlorenem Posten. Er hoffte auf den neuen König Wilhelm I., doch er wurde enttäuscht. Dennoch kam er zu hohen Ehren, wurde sogar in den Ritterstand erhoben. Er avancierte zum Mitglied des Ständigen Ausschusses zwischen den Landtagen, wurde sogar Vizepräsident des Landtages.

Cotta schlägt sich in den weiteren politischen Auseinandersetzungen auf die Seite Preußens und wirkt maßgeblich an der des des württembergisch-bayerischen, später des württembergisch-preußischen Zollvereins mit.

Nachdem die ihm wohlgesonnene Königin Katharina starb, entzog ihm der König seine Gnade. Für Bayer galt er als persona ingrata (als unerwünschte Person). Er verlor all seine Landgüter, erlitt an der Wiener Warenbörse einen herben Verlust. Cotta wirtschaftete nun am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Nur auf verlegerischem Gebiet blieb er erfolgreich. Er starb 1832.