Alle Beiträge von Bernd Kemter

Fritz von Stein (1772 – 1844) – ein erfülltes Leben zwischen Weimar und Schlesien

Vortrag von Prof. Detlef Jena, Rockau

Fritz von Stein war eine liebenswürdige, aufgeschlossene Natur, wurde als Knabe in Goethes Haus aufgenommen. Von dort musste er vierzehntägig Goethes Mutter nach Frankfurt in „geheimer Mission“ berichten, was ihr Sohn so trieb, denn Goethes Verhältnis zu seiner Mutter, der Frau Rätin, war komnpliziert. Obwohl er glänzende Aussichten hatte, am Weimarer Hof eine Stellung zu bekleiden, trennte er sich von der Stadt an der Ilm. Er ging lieber in preußische Dienste nach Schlesien. Dies wurde in Weimar sehr übel aufgenommen. Er blieb zwar mental mit Weimar verbunden, kam auch zu Besuch, blieb jedoch zeitlebens in Schlesien, wo er einflussreiche Posten bekleidete.

Ein Amt hing mit einem Johann Georg Knie zusammen. Der wurde 1794 in Erfurt geboren, erblindete durch Blattern. Durch seine vermögenden Eltern erwarb er sich eine reiche Bildung, besuchte beispielsweise die Blindenschule in Berlin. Später kam er nach Breslau, wo Wilhelm von Humboldt 1811 eine Universität gegründet hatte. Knie studierte dort Mathematik und Geografie. Er beschloss, in Breslau zu bleiben, gründete dort eine Unterrichtsanstalt für blinde Kinder. Blinde wurden bis dahin als Kranke behandelt, denen man Fürsorge angedeihen lassen musste. Anders Knie: Er forderte, dass Blinde als vollwertige Menschen anzusehen seien, unter Berücksichtigung ihres Leidens seien sie zu selbstbewussten Bürgern zu entwickeln. Knie wurde Direktor seiner Anstalt und als Ko-Direktor fungierte – Fritz von Stein. Knie unternahm einen Selbstversuch, zog mutterseelenallein über drei Monate lang kreuz und quer durch die deutschen Staaten, um zu beweisen, dass blinde Menschen, wenn sie genau notwendige Bedingungen beachten, durchaus in der Lage sind, ein eigenständiges Leben zu führen. Dazu gehörte auch Arbeit. Die blinden Kinder und Jugendlichen in Knies Einrichtung erwarben sich in eigens aufgesuchten Manufakturen und durch spezielles Werkzeug ihren Lebensunterhalt und letztlich auch den Erhalt ihrer Schule.

Stein wolte den Geist Weimars auch nach Schlesien tragen, als enger Vertrauter Goethes der klassischen deutschen Literatur auch in Breslau eine Heimstatt schaffen. Mehrere Besuche in Weimar und Korrespondenzen mit der Ilm-Stadt trugen hierzu bei. Der Goethe-Forschung gilt es als größte Leistung, dass Fritz von Stein von seiner Mutter Charlotte 1827 ihren Briefwechsel mit Goethe – nach 1794 gab es wieder eine gewisse Annäherung zwischen beiden – übernahm und für eine spätere Veröffentlichung sorgte. Immerhin kamen drei Bände zusammen.

Es existieren etwa 400 Briefe aus Weimar an Fritz von Stein, sie wurden 1907 veröffentlicht. Vierzig Jahre lang unterhielt Fritz von Stein eine rege Korrespondenz mit seiner Freundin Charlotte von Lengefeld, verheiratet Schiller. Dieser Briefwechsel wurde 1860 publiziert, doch seitdem kaum zur Kenntnis genommen. Es gibt auch Briefe von Goethe an Fritz.

1795 kam Fritz von Stein als Assesor nach Schlesien, machte rasch Karriere, wurde Kriegs- und Domänenrat, was allerdings nur ein Titel bedeutete. Seine Entscheidung, im Land zu bleiben, führte zwei Jahre später dazu, dass er vom preußischen König zum Direktor der Kunst- und Gewerbeschule in Breslau berufen wurde. Sie kann durch ihre Beschäftigung mit Architektur, Inneneinrichtung, Materialien wie Holz, Keramik, Papier in gewissem Sinne als Vorläufer der Bauhaus-Akademie angesehen werden. Diese Akademie besteht bis heute.

Fritz von Stein leitete sie acht Jahre lang. Er hat den Posten durch die napoleonische Besetzung Schlesiens letztlich aufgeben müssen.

Zwischen 1807 und 1810 erlebte er seine schlimmste Zeit. Er war nicht nur arbeitslos, sondern auch Witwer, musste drei Kinder durchbringen. Er ließ vorzeitig sein Erbe – 30 000 Taler – auszahlen und kaufte ein Gut, das von den napoleonischen Truppen jedoch geplündert wurde. Die Frau aus seiner zweiten Ehe – aus sehr vermögender Familie stammend – investierte zwar in das Gut, verließ ihn jedoch nach kurzer Zeit, ging zu ihren Eltern zurück, da sie nicht mehr mit ihm zusammenleben wollte.

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Schlesien war infolge der Kriegswirren ein bettelarmes Land. Die Wirtschaft war völlig zusammengebrochen. Aus diesem Grund, um Gewerbe und Landwirtschaft wiederzubeleben, veranlasste Friedrich II. 1777 die Gründung einer „Schlesischen Landschaft“ – eines Darlehens- und Kreditinstitutes für den schlesischen Adel. Fritz von Stein wurde deren Generallandschaftsrepräsentant, vom Adel gewählt, allerdings nur für den niederschlesischen Bereich. Allerdings besaß er weiterreichenden Einfluss für ganz Schlesien, war er doch zugleich Mitglied des Zentralgremiums dieser Einrichtung. Selbige besaß neben finanziellen Obliegenheiten noch eine weiteres Tätigkeitsfeld: Die Institution sollte mit der Geldvergabe zugleich dafür sorgen, dass die neuesten Erkenntnisse der Agrarwirtschaft, des Handels, von Forschung und Technik Einzug ins schlesische Wirtschaftsleben fanden. Diese Ambitionen erstreckten sich ebenso auf die Schlesische Sozietät, die wissenschaftliche Erkenntnisse für den Adel bereitstellen sollte, um ihm bei der Gestaltung moderner Produktion zu helfen. Dieses System funktionierte jedoch nicht.

Daraufhin wurde 1803 die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur gegründet, die später in scharfe Konkurrenz zur jungen Universität trat. Die Gesellschaft vereinigte in sich namhafte Gelehrte. In diese Gesellschaft wurde 1820 Fritz von Stein als Präsident berufen. Er sorgte dafür, dass Goethe Ehrenmitglied wurde. Durch seinen liebenswürdigen Charakter gelang es ihm, Streit zu schlichten, Kompromisse auszuhandeln, Interessen auszugleichen.

Ich winde mich um deinen Schoß und Busen – Herder und die Liebe

Vortrag von Dr. Egon Freitag am 10. Oktober 2023

Er bezeichnete sich selbst als einen erotischen Menschen, verfasste somit auch erotische Texte. Er lernte die aus dem Elsaß stammende Caroline Flachsland kennen Sie hatte in Herders Straßburger Zeit 1770 eine Predigt von ihm gehört. Dieses Zusammentreffen erschien als Gottes Wille. Beide lasen Gedichte von Klopstock. Er nante sie Engel in mehrfachen Variationen, wie Unschuldsengel, Frühlings- und Unschuldsblume. Er nannte sie oft auch Lina. Die Eheschließung bedurfte einiger Formalitäten, so musste sie einen notariell beglaubigten Taufschein beschaffen oder ihm das Original zuschicken. Das Ehebett für die Flitterwochen sollte sie selbst besorgen, sie führte detailliert auf, was hierzu an Wolle, Federn etc. benötigt wurde. Dieses Liebeslager wurde ganz genau geplant.

Am 2. Mai 1773 fand in Darmstadt die Hochzeit statt, Goethe war zugegen. Die Hochzeitsreise führte auch nach Frankfurt/Main, wo das Paar Goethes Eltern kennenlernte. Herder brachte allerdings auch 600 Gulden Schulden in die Ehe. Dennoch begann eine glückliche Zeit. Für ihn war Caroline ein schwebender Engel in dieser Welt.

Nach seiner Auffassung war der Geschlechtstrieb der mächtigste. 1776 begrüßte Wieland das Paar in Weimar, Goethe war mit dem Herzog gerade auf der Jagd. Goethe kam den Tag darauf zur Begrüßung.

Letztlich hatte die Familie acht Kinder, sieben Söhne und eine Tochter. Die Haushaltsführung war schwierig, stets schwebte man in Geldsorgen. Caroline erwies sich als eine ebenbürtige Partnerin. Gleim schätzte ihre Mitarbeit. Aber es gab mitunter auch Streit. Dann wechselten vom Dienstboten gebrachte Briefe von der unteren zur oberen Etage. Schließlich fiel ihr Herder um den Hals, und aller Streit fand sein Ende. Beide lebten immer über ihre Verhältnisse. Der Haushalt, die Kinder und Bücher verschlangen viel Geld. Herzog und Herzogin halfen, Goetha auch und Wieland, schließlich gewährte der Herzog eine zusätzliche Zahlung über 300 Taler pro Jahr. Aber auch dies reichte nicht. Herder gab seine „Lieder der Liebe“ heraus. Er verherrlichte die Nacktheit als griechisches Ideal. Das beste Kleid sei nur ein Hindernis wandte er sich gegen Prüderie und „einpressende Klosterlumpen“. Die Griechen seien hingegen zur Freude und Lust geboren. „Ich will nicht umsonst ein Mann sein“, bekundete er. An sich war er ein treuer Ehemann, doch dies wurde 1778 auf eine ernste Probe gestellt. Er verliebte sich in die elf Jahre jüngere Friederike Schaardt. Sie langweilte sich in Weimar, kam oft ins Pfarrhaus, die 22-Jährige erwies sich als geistreich, zierlich, anziehend. Sie war Mitarbeiterin am Tiefurter Journal und wirkte ebenso am Liebhabertheater mit. Seine Leidenschaft konnte Herder nur mühsam zurückhalten, letztlich geriet das Ganze zu einer idealischen Seelenliebe. Somit war seine Ehe nicht gefährdet. Allerdings, auf einer Reise im Harz 1783, wollte er sie heimlich treffen. Dies gelang in Blankenburg.

Herder versuchte, seine Frau an dieser Freundschaft teilhaben zu lassen. Caroline ließ sich darauf ein.

Herder trat eine große Italienreise an. Im Vatikan wurde er als Bischof von Weimar vorgestellt. Ein Abt meinte zu ihm: „Wie kann ein Geistlicher seine Frau so lange ohne Aufsicht und Weide lassen?“ Herders Antwort: „In Deutschland haben wir zum Glück die Stallfütterung eingeführt.“

Er lernte auch die berühmte Malerin Angelica Kaufmann kennen. Beide waren sich sympathisch. Herder besuchte die Museen des Vatikans, bewunderte die von Fackeln beleuchteten, wunderbare Schattenspiele erzeugenden Skulpturen von Venus, Diana und Jupiter, Er erlebte somit die Einheit harmonsichen Lebens auch von Menschen, sein Credo: Licht, Liebe und Leben.

Goethe als Patient

Vortrag von Prof. Dr. L. Engelmann, Leipzig, am 5. September 2023

Goethe als Patient

Goethes Genialität beruht ebenso „in zäher, beharrlicher, zuchtvoller Tätigkeit und Kreativität“ (Nager: „Goethe, der heilkundige Dichter“) und auf der Fähigkeit des Ausharrens, der Mäßigung, des Verzichts und der Entsagung.

Doch waren auch bedeutende Ärzte um ihn herum. In der Straßburger Zeit gehörte Georg von Zimmermann, ein engagierter Vertreter der neu aufblühenden hippokratisch, auf Erfahrung und Beobachtung orientierten Medizin und späterer Leibarzt Friedrichs des Großen, zu seiner Tischrunde. In Weimar wählte er den Jenaer Medizinprofessor Christian Wilhelm Hufeland, Mitbegründer der Geriatrie und der medizinischen Prävention, als Hausarzt. Nach dessen Berufung an die Charite wurde Johann Christian Starck, ebenfalls Professor in Jena, Goethes Leibarzt, Berater und Gesprächspartner.

In den krankheitsbelasteten Jahren, beginnend mit Schillers Tod, behandelte ihn Oberbergrat Johann Christian Reil in Halle, 1816 bis 1825 betreute ihn Wilhelm Rehbein und schließlich Carl Vogel bis zu Goethes Ende. Nicht zu vergessen, dass sein engster Freund Schiller ebenfalls Arzt war.

Goethes Vorliebe für Anthropologie, Psychologie und Psychiatrie führte ihn mit Johann Christian August Heinroth, Professor für Psychiatrie in Leipzig, und dem Universalgenie Carl Gustav Carus, Gynäkologe, königlicher Hofarzt in Dresden, Maler, Philosoph und Psychologe, zusammen.

Interessant ist vor allem die Sepsis mit ihren Spielarten und Folgen, und diesen intensivmedizinischen Stoff treffen wir in Goethes Krankengeschichte immer wieder.

Goethes Leben begann wie bei jedem anderen Menschen mit dem heute noch gefährlichsten Lebensabschnitt – der Geburt. Der Junge kam asphyktisch (Atemdepression mit Sauerstoffmangel) zur Welt. Er schreibt in „Dichtung und Wahrheit“: „Dieser Umstand (Ungeschick der Hebamme), welcher die Meinigen in große Not versetzt hatte, gereichte jedoch meinen Mitbürgern zum Vorteil, indem mein Großvater, der Schultheiß Johann Wolfgang Textor, daher Anlass nahm, dass ein Geburtshelfer angestellt und der Hebammen-Unterricht eingeführt oder erneuert wurde, welches dann manchem der Nachgeborenen mag zugute gekommen sein.“

Die erste Klippe umschifft, befallen den Frankfurter Bub Masern, Windpocken und echte Blattern.

Allerdings sind Blattern in Zweifel zu ziehen, denn Pocken hinterlassen tiefe Narben, weil die Infektion alle Hautschichten befällt, Windpocken dagegen befallen nur die Oberhaut, und die Blasen heilen narbenfrei ab. Goethe-Porträts mit Pockennarben gibt es nicht, und bei seiner Ankunft in Weimar wird von der Damenwelt vom „Schönling“ geschwärmt.

Bereits in den Frankfurter Jugendjahren wird Goethes psychosomatische Projektion deutlich, wonach er bei psychischer Anspannung mit körperlichem Unwohlsein, bisweilen mit Krankheit reagiert.

In einer Julinacht 1768 wacht der Jüngling „mit einem heftigen Blutsturz auf“ (erste lebensgefährliche Erkrankung). Wahrscheinlich handelte es sich um eine Blutung aus einem Magen- oder Darmgeschwür. Der „Blutsturz“ hätte aber von schwarzer Farbe sein müssen, denn die Magensäure oxidiert das rote Häm zum schwarzen Hämatin. Davon ist allerdings keine Rede. Dennoch scheint eine Magenblutung als sehr begründet, denn Goethe schreibt: „Schon zu Hause hatte ich einen gewissen hypochondrischen Zug mitgebracht, der sich in dem neuen sitzenden und schleichenden Leben eher verstärkte als verschwächte. Der Schmerz auf der Brust, den ich seit dem Auerstädter Unfall von Zeit zu Zeit empfand und der, nach dem Sturz mit dem Pferde, merklich gewachsen war, machte mich missmutig. Durch eine unglückliche Diät verdarb ich mir die Kräfte der Verdauung; das schwere Merseburger Bier verdüsterte mein Gehirn, der Kaffee, der mir eine ganz eigene triste Stimmung gab, besonders mit Milch nach Tische genossen, paralysierte meine Eingeweide und schien ihre Fuktionen völlig aufzuheben, so dass ich deshalb große Beängstigungen empfand, ohne jedoch den Entschluss zu einer vernünftigeren Lebensart fassen zu können. Meine Natur, von hinlänglichen Kräften der Jugend unterstützt, schwankte zwischen Extremen von ausgelassener Lustigkeit und melancholischem Unbehagen.“

Das ist eine typische Psychopathologie, wie wir sie bei Ulkuspatienten auch heute noch finden.

In die differentialdiagnostischen Überlegungen war von verschiedenen Seiten auch eine Lungenblutung, am ehesten infolge einer Lungentuberkulose einbezogen worden. Über ein damit verbundenes Erstickungsgefühl wie für eine Lungenblutung typisch, wird aber nicht berichtet.

Dass Goethe an einer Tuberkulose litt, gilt als möglich, weil „sich bei jeder Eruption zugleich ein Geschwulst an der linken Seite des Halses gebildet hatte, den man erst jetzt, nach vorüber gegangener Gefahr zu bemerken Zeit fand“.

Ein solcher Abszess kann als kalter Abszess – eine Lymphknotentuberkulose – Teilbefund der Tuberkulose sein, gehört dagegen nicht zum blutenden Magengeschwür.

Goethes Leben wird durch den Griff zum Messer gerettet (zweite lebensgefährliche Erkrankung). „Der Cirurgus … von leichter und geschickter Hand, leider etwas hektisch“, eröffnet nach Goethes Rückkehr aus Leipzig diese dicke Geschwulst am Hals. Der Patient bekommt wieder Luft und gewinnt „die Heiterkeit des Geistes“ zurück. Aber erst 1769 ist er wieder genesen. Er verlässt Frankfurt in Richtung Straßburg, um seine in Leipzig begonnenen Studien abzuschließen.

Er wandert viel, schnell und weit. Er unternimmt einen 400-km-Ritt durch das Elsass und Lothringen. „In allen körperlichen Übungen“ behauptet später sein Leibarzt Christoph Wilhelm Hufeland, „war er bald der Erste: im Reiten, Fechten, Voltigieren, Tanzen“.

Die Folgejahre in Weimar seit 1775 sind von drei Krankheitskomplexen gekennzeichnet: die seit der Leipziger Krankheit regelmäßig wiederkehrenden Bronchialkatarrhe und Anginen, verbunden mit Muskel- und Gelenkschmerzen, Verdauungsstörungen (2.) und (3.) gehäuft heftige Zahnschmerzen. Dazu gesellt sich eine große Wetterfühligkeit. Sein häufig gestörtes Wohlbefinden ist geprägt bisweilen von Gelassenheit und duldendem Abwarten, aber öfter von Ungeduld, Gereiztheit und Selbstmitleid. Diese Krisen bewogen ihn zu den wiederholten Bäderreisen nach Böhmen und auch zur Reise nach Italien.

Sein Umgang mit den Ärzten ist launisch. Manchmal findet er lobende Worte. In Krankheitszeiten klagt er über deren Unfähigkeit, falsche Therapien, und er beschimpft sie als „Jesuiten“ und „Hundsfötter“. Goethe als Patient zu führen, scheint somit ein schwieriges Unterfangen zu sein.

Überhaupt war er kein guter Patient. So konnte man ihn nur zur strengen Diät überreden, wenn es ihm wirklich schlecht ging. Bei den ersten Anzeichen der Besserung sah er sich, von Christiane bestärkt, nach üppigen Gerichten und Wein mit kräftigem Geschmack um. Er war zeitweise ein exzessiver Weintrinker, der mühelos bereits zum Frühstück eine Flasche leerte, über den Tag hinweg folgten weitere zwei/drei Liter. Bier lehnte er ab.

1990 beschreibt Nager in seiner Betrachtung „Der heilkundige Dichter: Goethe und die Medizin“, dass Goethe „während langer Lebensphasen im Nebel der Depression gewandert sei“. Schon in der Leipziger Studentenzeit trägt er sich mit Selbstmordgedanken. Er setzt vor dem Einschlafen einen Dolch auf die Brust und prüft, ob Willenskraft und Mut ausreichen, ihn langsam ins Herz zu senken. „Da das aber niemals gelingen wollte, lachte ich mich zuletzt selbst aus, warf alle hypochondrischen Fratzen hinweg und beschloss zu leben“.

Seinem in Weltschmerz und Liebeskummer verfallenen leidenden jungen Werther gibt Goethe hingegen 1774 die Kugel. Die „wunderliche Krankheit“ Depression führt Goethe jahrzehntelang an langer Leine.

Goethes späte Midlife Crisis, datiert zwischen 1800 und 1810, wird durch zahlreiche Erkrankungen verstärkt. Vom Trinken wird der Leib rund, das Gesicht aufgeschwemmt, Rheuma und Gicht plagen ihn, die Zähne eitern. Auch Christiane und Sohn August sind von Trunksucht befallen. Beide sterben als Alkoholiker.

1801 erkrankte Goethe zun dritten Mal in akuter Lebensgefahr. Ein blasenbildendes Erysipel (Wundrose, bakterielle Infektion der Haut und des Lymphsystems) hatte die gesamte linke Gesichtshälfte einschließlich des Auges, Gaumens, Rachens und Kehlkopfes ergriffen. Zeitweise war er bewusstlos und phantasierte. Heute würde man wohl eine Sepsis (Blutvergiftung) diagnostizieren. Ein Schlaganfall war es nicht, eher ein Steck- oder Stickfluss. Darunter verstand man eine Lähmung der Lungen- und Luftröhrenäste, die aufgrund von Schleimverlegung den Erstickungstod bewirken sollte. Heute nennt man das Krankheitsbild: schwere eitrige Tracheobronchitis. Goethe musste wegen eines Krampfhustens in stehender Stellung gehalten werden und konnte nicht das Bett aufsuchen, sonst wäre er erstickt. Die Behandlung erfolgte mit Packungen, Senföl-Fußbädern und Aderlässen, die ihn allmählich genesen ließen.

1805 wiederholte sich ein dem Krankheitsbild von 1801 vergleichbarer Zustand – Mitreaktion der Hirnhäute bei einer odontogenen Osteomyelitis (vom Zahn oder vom Zahnhalteapparat ausgehende Entzündungen, die sich zu einem Kieferabszess oder Parodontalabszess entwickeln können,

vierter lebensbedrohlicher Zustand). In den Folgejahren wurde er von heftigen Nierenkoliken geplagt, die Bäderreisen werden fortgesetzt. Erste Manifestationen der Arteriosklerose treffen ein, die man damals noch nicht kannte. 1812 wird von Luftnot und 1813 von Herzschmerzen berichtet.

Im Februar 1823 erkrankte Goethe zum fünften Mal lebensbedrohlich mit starken Herzschmerzen, Beklemmung im gesamte Brustbereich, Angstgefühl, Beinödemen, Schüttelfrost und hochgradiger Atemnot, so dass er nur im Bett aufrecht sitzend atmen konnte. Die heutige Intensivmedizin hätte wohl die Diagnose eines akuten Myokardinfarktes [Der Herzinfarkt oder (genauer) Herzmuskelinfarkt bzw. Myokardinfarkt, auch Koronarinfarkt genannt, ist ein akutes und lebensbedrohliches Ereignis infolge einer Erkrankung des Herzens, bei der eine Koronararterie oder einer ihrer Äste verlegt oder stärker eingeengt wird ]gestellt. Mediziner seiner Zeit hatten dem kaum etwas entgegenzusetzen. Was Goethes behandelnde Ärzte, Huschke und Rehbein, taten, waren Meerrettich-Kompressen für die Herzgegend, Aderlass und Blutegel. Letztere beide reduzierten die Füllung (heute: Vorlast) im Herzen, und die Blutegel setzten die Blutgerinnbarkeit herab.

Noch am 23. Februar wähnte er sich am Rande des Todes, doch der 25. brachte die Wende. Dennoch blieb Goethe hochgradig hinfällig. Sein Zustand deutete auf eine fortbestehende Linksherzinsuffizienz oder gar ein Lungenödem hin, die sich im November 1823 nochmals klinisch lebensgefährlich manifestierte (sechster lebensgefährlicher Zustand).

Zeitgenossen bemerkten zudem eine einsetzende Schwerhörigkeit und Gedäöchtnisschwäche, vor allem bezüglich der näheren Vergangenheit.

Nach dem Tode seines Sohnes August 1830 flüchtete Goethe in die Arbeit, und es ist durchaus denkbar, dass die Somatisation seiner Psyche zur siebenten lebensbedrohlichen Gesundheitskrise durch ein angeblich blutendes Ulkus (tiefliegendes Geschwür) geführt hat. Seine lebenslange Trinklust und Heines Beobachtung des gelben mumienhaften Gesichts machen eine chronische Lebererkrankung mit Blutung aber wahrscheinlicher.

Goethes Ende, seine achte Lebenskrise, wird von seinem Arzt Carl Vogel im Detail beschrieben und in Hufelands Journal veröffentlicht: „Fürchterlichste Angst und Unruhe trieben den seit lange nur in gemessenster Haltung sich zu bewegen gewohnten, hochbejahrten Greis mit jagender Hast bald ins Bett, wo er durch jeden Augenblick veränderte Lage Linderung zu erlangen vergeblich versuchte, bald auf den neben dem Bett stehenden Lehnstuhl. Die Zähne klapperten ihm vor Frost. Der Schmerz, der sich mehr und mehr auf der Brust festsetzte, presste dem Gefolterten bald Stöhnen, bald lautes Geschrei aus. Die Gesichtszüge waren verzerrt, das Antlitz aschgrau, die Augen tief in ihre lividen Höhlen gesunken, matt, trübe; der Blick drückte die grässlichste Todesangst aus. Das Rasseln in der Brust verwandelte sich in lautes Röcheln. Abends war der ganze Körprer kalt, der Schweiß durch vielfache, meistens wollene Bekleidung und Bedeckung gedrungen. Die lichten Zwischenräume von Besinnung kamen weniger häufig und dauerten immer kürzere Zeit. Die Kälte wuchs, der Puls verlor sich fast ganz, das Antlitz wurde aschgrau …“

Goethe stirbt am 22. März 1832 am „Stickfluss infolge eines nervös gewordenen Katarrhalfiebers“. Die Beobachtungen Vogels sind die klassische Beschreibung eines finalen Herzinfarktes, dessen Symptomatik und Pathophysiologie aber erst 70 Jahre später bekannt wurden.

Schwiegertochter Ottilie hält Goethes Hand. Als sie glaubt, nun sei der alte Mann gestorben, löst sie die Umklammerung. Da flüstert Goethe seine letzten Worte: „Nun, Frauenzimmerchen, gib mir dein gutes Pfötchen!“ Sekunden später ist er tot.

„Und möchte gern im besten Sinn entstehn“ – Zum Bildungsprozess der Homunculus-Figur in Goethes Faust II

Vortrag von Prof. Rudolf Drux, Köln, am 6. Juni 2023

In der Szene „Laboratorium“ in Faust II stellt Goethe dar, wie der „hochgelehrte“ Magister Wagner „durch chemische Künste einen Menschen zu machen im Begriff ist“. Dessen begeisterte Schilderung ist klar zu entnehmen, was sich „in der innersten Phiole“ ereignet. Darin

Erglüht es wie lebendige Kohle,

Ja wie der herrlichste Karfunkel,

Verstrahlend Blitze durch das Dunkel.

Ein helles weißes Licht erscheint!

Sichtbar wird im Spiel der Farben, dass Wagner das Destillationsverfahren der Alchimisten zur Läuterung und Umwandlung von Stoffen anwendet: Die in der Flasche in strahlendem Rot erglühende und in ein „helles weißes Licht“ verfeinerte Kohle zeigt die Umwandlung der materia prima an, aus der sich nach anfänglicher Schwärzung (negrido) durch Aufhellung (albedo) der Homunculus (Menschlein) entwickelt, womit das alchimistische opus magnum verrichtet ist.

Klar wird die Genese des Homunkel (mit alchimistischen Fachbegriffen) beschrieben:

Es leuchtet! Seht! – Nun lässt sich wirklich hoffen,

Dass, wem wir aus vielen hundert Stoffen

Durch Mischung, denn auf Mischung kommt es an,

Den Menschenstoff gemächlich komponieren,

In einen Kolben verlutieren,

Und ihn gehörig kohobieren,

So ist das Werk im stillen abgetan.

(verlutiert – mit Lehm verschlossen; kohobiert – mehrfach destilliert)

1828, ein gutes Jahr, bevor er die Homunculus-Episode endgültig niederschrieb, gelang es Friedrich Wöhler, eine organische Substanz, den Harnstoff, synthetisch herzustellen, womit durch „Kristallisieren“ (wie damals die mechanische Veränderung anorganischer Stoffe bezeichnet wurde) das größte Geheimnis der „organisierenden Natur“ enthüllt zu sein schien.

Dass Goethe nicht viel von solch „pergamentenem“ Erkenntnisoptimismus hielt und die Überzeugung des Adepten Wagner ablehnte, auf den natürlichen Zeugungsakt zu Gunsten eines „höhern Ursprungs“ des Menschen verzichten zu können, das gibt auf der Handlungsebene des Dramas der weitere Werdegang des „Männleins“ in vitro zu verstehen: Als Galatea, der Meerestöchter Schönste, am Ende der Klassischen Walpurgisnacht erscheint, zerschellt es mit seiner Phiole „von Pulsen der Liebe gerührt“ an ihrem Muschelwagen – die Schönheit der Göttin, Signum vollkommener Körperlichkeit, nach der sich Homunculus im Bewusstsein seiner Unvollkommenheit als reines Geistwesen sehnt, treibt ihn ins Meer, wo alles Lebendige seinen Ursprung hat. Indem er so den ehernen Gesetzen der Natur gehorcht, kann er seinen dringlichsten Wunsch erfüllen und wirklich „im besten Sinn entstehn“.

Das Begehren, „weislich zu entstehn“ ist leitmotivisch mit Homunculus verbunden; dass er „voll Ungeduld“ den „geschloßnen Raum“verlassen möchte, auf den er als „künstlich“ Geschaffener angewiesen ist, rechtfertigt „der große Zweck“ völliger Menschwerdung. Zum Schluss geht das Feuer seines reinen Geistes in den Urkörper des Ozeans ein, was die Sirenen, im Duktus einer rhetorischen Frage mit Daktylen und Alliterationen als „ägäisches Fest“ hymnisch preisen:

Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen,

Die gegeneinander such funkelnd zerschellen.

Im Spiel der sich vereinigenden Elemente, das zugleich mit der Verbindung von Männlichem und Weiblichem als Koitus (also wiederum sehr körpernah) konnotiert ist, wird Homunculus zur organischen Ganzheit und bringt damit das Geheimnis des Lebens zur Anschauung.

Von daher lässt sich nachvollziehen, dass bei der Suche nach der Bedeutung des Homunculus auch eine Nachlass-Notiz seines Sekretärs Riemer herangezogen wurde: Goethe habe mit dieser Figur „die reine Entelechie darstellen wollen, (…) den Geist des Menschen, wie er vor aller Erfahrung ins Leben tritt“, d. h. jene Einheit des Lebens, die das Ziel (telos) seiner Entwicklung als Anlage in sich trägt, seine materielle Form organisierend und gestaltend.

Doch auch auf der seichteren Ebene eines literaturkritischen Diskurses ist Homunculus ausgemacht worden: Das reine Geistgeschöpf, das nach einem Körper strebe, sei eine Parodie auf die romantische Universal-Poesie, die laut einem Diktum ihres Programmatikers Friedrich Schlegel beständig „im Werden“ und durch die Mischung der Gattungen („auf Mischung kommt es an“) gekennzeichnet sei. Diese Dichtung hat aber nach Meinung des alten Goethe nur theoretische Entwürfe, Schemen, Kopfgeburten statt lebendiger Werke aus Fleisch und Blut hervorgebracht.

Früherer Gewährsmann der Homunculus-Herstellung war der Hohenheimer Arzt und Naturphilosoph Paracelsus mit seiner Rezeptur, wie ein „Mensch außerhalb des weiblichen Leibes und einer natürlichen Mutter geboren werden könne“. Dabei muss „das Sperma eines Manns“ in einem dicht verschlossenen kürbisartigen Gefäß durch Einlagerung in Pferdemist einem intensiven Fäulnisprozess unterzogen werden. Wenn es „in steter gleicher Wärme“ des Dungs verbleibe und mit dem geheimnisvollen Menschenblut genährt werde, entstehe nach vierzig Wochen „ein recht lebendig menschlich Kind“, das jedoch viel kleiner sei als ein natürliches. Auf die Frau wird also verzichtet. Bis 1875 (Entdeckung der weiblichen Eizelle) galt, dass allein der Vater für die Nachkommenschaft bestimmend sei.

Insofern nun Homunculus nur aus „dem Sperma des Mannes“ bzw. aus einem spirituellen Prozess hervorgeht, der Mann aber in philosophischen Schriften etwa von Anaxagoras oder Aristoteles mit dem Verstand, mithin der prägenden Form, der strukturierenden Kraft korrelliert ist, muss der ohne stoffliche Weiblichkeit Geborene zwangsläufig geistiges Potenzial in Reinkultur aufweisen.

Und in der Tat, der frei von störender Weiblichkeit in vitro erzeugte Homunculus verfügt durchweg über herausragende geistige Fähigkeiten, die er auch bei Goethe demonstriert, wenn er als reines Geistwesen in der Phiole über die Bühne schwebt. Zum einen vermag er sich in Fausts Traum einzuschleichen und ihn als „die lieblichste von allen Szenen“ auszulegen, spielt sich in ihr doch eine weitere mythische Zeugung ab, nämlich die der schönen Helena, deren Mutter Leda von Zeus höchstpersönlich, „der Schwäne Fürsten“, beglückt wird; zum anderen ist er in der Lage, den Helena begehrenden Faust in die Antike zu geleiten. So bewährt sich Homunculus als Traumdeuter, Reiseleiter und Allheilnittel, d h. er nimmt genau die Aufgaben wahr, die die Alchemie dem Stein der Weisen zuschreibt (Homunculus wird auch als Stein der Weisen gesehen).

Dennoch empfindet er vom Augenblick seiner Entstehung an ein starkes Unbehagen an seiner Körperlosigkeit, die ihn als unvollkommenes Erzeugnis alchimistischer Laborarbeit stigmatisiert. Eben deshalb vermischt er sich, seinem „Bildungstrieb“ folgend, zum Höhepunkt des zweiten Aktes in der Klassischen Walpurgisnacht mit den Wellen des Meeres, aus dem das Leben „entsprungen“ ist, bevor es sich „in tausend, abertausend Formen entfaltet“ – und holt damit für sich die Evolution nach. So setzt Goethe der Urzeugung, der Entwicklung von Organismen aus anorganischen Stoffen im Labor das organische Wachstum „nach ewigen Normen“ in der Natur entgegen – das ist für das volle Menschsein unabdingbar.

Goethe und die Kinder

Vortrag von Prof. Volker Hesse, Berlin, am 4. Mai 2023

„Wenn man sich um der Kinder Willen keine Mühe gäbe, wie wäret Ihr groß geworden?“ – Mit diesem Zitat aus Goethes „Theatralischen Sendungen“ begann der Referent seinen Vortrag. Im Alter von16 bis 26 Jahren weilte der junge Goethe als Student in Leipzig und Straßburg, in Wetzlar und Frankfurt/Main. In all diesen Stationen fiel den ihn umgebenden Menschen seine spontane naive Liebe zu Kindern als ein wesentlicher Charakterzug auf. So gewnn er in Sesenheim nicht nur die Zuneigung von Friederike Brion, sondern auch die ihrer jüngeren Geschwister Jacobea Sophie und Christian, die eifrige Zuhörer seiner Märchenerzählungen wurden.

Aus den „Leiden des jungen Werther“ ist uns Charlotte Buff bekannt. Sie, die zweitälteste Tochter, hatte noch elf Geschwister, mit denen sich Goethe lebhaft beschäftigte. Im „Werther“ heißt es: „Er (Werther/Goethe) balgte sich mit ihnen herum, lag mit ihnen auf der Erde, ließ sie auf sich herumkrabbeln, und es war bei solchen Szenen oft großer Lärm und großes Geschrei.“

Wieland, der als Prinzenerzieher nach Weimar gekommen war, nimmt ihn freundlich in seiner Familie auf. Goethe schreibt: „Wieland ist gar lieb, … und gar zu gern bin ich unter seinen Kindern.“ Bei der fünften Tochter Wielands wird Goethe Pate.

Goethe, der sich früh an Frau von Stein in Weimar band, hatte zu dieser Zeit keine eigenen Kinder. Er veranstaltete jedoch für die Kinder der Freunde, der Kinder Herders, Wielands, der Frau von Stein und anderer Weimarer Kinder Kinderfeste in seinem Garten, auch schrieb er Kinderballette und veranstaltete Tanzfeste für Kinder.

Eigene Erziehungsmethoden unternahm Goethe an zwei Pflegesöhnen, Peter im Baumgarten und dem zweiten Sohn der Frau von Stein, Fritz von Stein.

Peter, ein Schweizer Hirtenknabe, war das Pflegekind eines Barons von Lindau, den Goethe 1775 in Zürich kennengelernt hatte. Er besuchte Goethe 1776 in Weimar und nahm ihm das Versprechen ab, sich in seinem Todesfall um Peter zu kümmern. Als von Lindau 1776 auf Manhattan Island fiel, hielt Goethe Wort und ließ Peter 1777 nach Weimar kommen.

Peter gliederte sich jedoch schwer ein. Nach zwei Jahren fruchtloser Erziehung schickte ihn Goethe nach Ilmenau, um ihn als Förster ausbilden zu lassen.

Den Fritz von Stein lernte Goethe bereits als Dreijährigen kennen. Er nimmt ihn 1783 zur Erziehung für drei Jahre zu sich ins Haus. Der Mutter, Frau von Stein, schreibt er: „Du weißt nicht, wie sehr ich Dich auch in ihm liebe, und wie ich mich freue, dies Pfand von Dir zu haben.“

Um ihn zu bilden, nimmt ihn Goethe mit auf Reisen, in den Harz, nach Göttingen, Kassel, Gotha und Eisenach mit. Auch schickt er ihn nach Frankfurt/Main, damit er diese und die große Stadt kennenlernen sollte. Das gute Verhältnis zu Fritz dauerte fort, auch nachdem es nach Goethes Italienreise ‚(1786 – 88) zum Bruch mit Frau von Stein kam. Insgesamt fehlten aber in der Goetheschen Erziehung Kontinuität und Konsequenz sowie eine konsequente Logik.

Fritz von Stein schätzt die Periode beim „Wahlvater Goethe“ als die „glücklichste Periode seiner Jugend“ ein: „Er begegnete mir mit Liebe, Ernst und Scherz, so wie es nötig war, so dass ich sein Betragen gegen Kinder als ein Musters dieser Art betrachte.“

Goethe hat sich verschiedentlich zu Erziehungsfragen geäußert. Er verstand im Gegensatz zu einem überwiegend konservativen Zeitgeist das Kindsein im Sinne der Auffassungen von Rousseau als eine eigenständige Entwicklungsphase des Menschen. Er sah in der Erziehung vor allem die Aufgabe, angeborene Anlagen zu entwickeln. Die Erziehungsmaximen beinhalten folgende Grundsätze:

  • Das Heranführen des Kindes an die Dinge der Wirklichkeit
  • Die Bildung entsprechend den vorhandenen Anlagen zu gestalten
  • Die Forderung nach Heiterkeit in der Pädagogik und Milde des Lehreres
  • Die Erziehung der Jugend zur Ehrfurcht den Erwachsenen gegenüber

Literarisch hat er u. a. Kinderfiguren im Sohn des „Götz von Berlichingen“, im „Werther“, in Wilhelm Meister“ (Felix, Hersilie und Mignon), das Kind in der „Novelle“, Kinder in den Maskenzügen und den unbeherrscht strebenden Euphorion ‚(Faust II) gestaltet.

Die Grenzen der Pädagogik Goethes liegen in der Überbewertung der Selbstentwicklung und der fehlenden erzieherischen Konsequenz, die auf einen systematischen und umfassenden Wissenserwerb zusätzlich zur Anschauung drängt.

Im Alter von 40 Jahren wurde Goethe Vater, die Mutter Christiane Vulpius war 24 Jahre alt. Der Sohn August war das einzige überlebende der fünf Kinder, die Goethe gemeinsam mit Christiane hatte. Ein Knabe wurde tot geboren, die anderen drei Kinder verstarben drei bis 20 Tage nach der Geburt, zusätzlich hatte Christiane mehrere Fehlgeburten. Goethe freute sich sehr auf seine nachgeborenen Kinder und war nach dem Ableben sehr betrübt.

Erzieherisch wirkte Goethe auch als Theaterdirektor auf heranwachsende kindliche und jugendliche Schauspieler ein. Besonders innig war seine Verbindung zu der Schauspielerin Christiane Neumann,später verheiratete Becker, die 12-jährig an das neugegründete Weimarer Hoftheater kam, das Goethe leitete. Nach ihrem frühen Tod schuf er ihr mit der Elegie „Euphrosyne“ ein bleibendes Denkmal.

Den Sohn der berühmten Schauspielerin Friederike Unzelmann nahm Goethe 1802 zur Ausbildung ans Weimarer Theater. Er bemühte sich um die Schauspielausbildung und lud ihn gelegentlich als Tischgast in sein Haus. Gegenüber der Mutter entschuldigte er gütig Unarten des Knaben: „Mit Ihrem Söhnlein werden Sie Geduld haben, wenn manchmal die Nachricht von einer kleinen Unvorsichtigkeit zu Ihnen gelangt. Solche Kinder, in fremde Verhältnisse gesetzt, kommen mir vor wie Vögel, die man im Zimmer fliegen lässt, sie fahren gegen alle Scheiben, und es ist schon Glück genug, wenn sie sich nicht die Köpfe einstoßen, ehe sie begreifen können, dass nicht alles Durchsichtige durchdringlich ist.“

Nachdem der 8-jährige Felix Mendelssohn(-Bartholdy) bereits auf Empfehlung Zelters zusammen mit seiner Mutter Goethe 1817 in Weimar besucht hatte, brachte der Leiter der Berliner Singakademie seinen Meisterschüler zusammen mit seiner Tochter 1821 mit nach Weimar, und Felix wohnte als 12-Jähriger vom 3. bis 19. November 1821 in Goethes Haus.

Goethe mochte den munteren und wohlerzogenen Knaben sehr. Felix begeisterte Goethe durch sein Pianospiel; dieser legte ihm Originalnoten von Mozart und Beethoven vor, und Felix konnte sie nach kurzer Konzentration zu Goethes Überraschung vom Blatt spielen.

Goethe wuchs nach dem Tod seiner anderen Geschwister mit seiner Schwester Cornelia auf, mit der er auf das Engste verbunden war. Ihren frühen Tod (mit 26 Jahren) nach der Geburt der zweiten Tochter verwand er nur schwer. Die schwere seelische Verletzung mag es mit sich gebracht haben, dass er keinen direkten Anteil an den heranwachsenden Töchtern Cornelias nahm.

Eine besondere Freude hatte der alternde Dichter an den Enkeln. Nach dem Tod seiner Frau Christiane 1816 hatte Sohn August Ottilie von Pogwitsch geheiratet. Aus dieser Verbindung gingen drei Enkel hervor, Walter Wolfgang (1818), Wolfgang Maximilian (1820) und Alma (1827).

An Marianne von Willemer schreibt er: „Meine Enkel sind wirklich wie heiteres Wetter, wo sie hintreten, ist es hell.“

Die Knaben durften selbst in Goethes Heiligtum, sein Arbeitszimmer, zum Spielen kommen. Bei der letzten Reise, die der 82-jährige universelle Geist von Weimar unternimmt, begleiten ihn die Enkel. Mit den Augen der Enkel sieht er die vertraute Ilmenauer Umgebung.neu. Als Goethe stirbt, sind die Enkel um ihn. Noch am Morgen des Sterbetages trank Goethe mit dem Zweitgeborenen „Wolf“ seinen Kaffee. In einem Brief heißt es: „Der Umgang mit Kindern macht mich froh und jung“, und Werther lässt er sagen: „Die Kinder sind meinem Herzen am nächsten auf der Erde.“

Gartenkunst in Weißensee

Ausflug nach Weißensee

Am 15. April, bei schlechtem Wetter, führten wir unsere erste Studienfahrt in diesem Jahr durch. Sie führte uns ins nordthüringische Weißensee. Hans-Peter Brachmanski hatte alles auf perfekte Weise organisiert. Zunächst besichtigten wir den Chinesischen Garten, erfreuten uns an den exotischen Skulpturen, den verschiedenen Erlebnisstätten wie Teich, Bach, kleinen Pagoden, kleinen Pflanzen- und Blumenarealen.

Der Marktplatz mit dem wunderschönen Renaissance-Rathaus wie auch die Kulturkirche gerieten sodann ins Blickfeld. In der Kirche, geweiht Peter und Paul, erregte der schöne Altar unsere Aufmerksamkeit. Kurios, dass man in der Zeit der Reformation der Gottesmutter einen Bart angemalt hatte, die somit zur Christusfigur avancierte. Man wollte wohl ein Zeichen gegen die katholische Heiligenverehrung setzen.

Durch die Runneburg führte uns „Burgvogt“ Tino Trautmann. Das uralte Gemäuer, einstmals eines der Sitze thüringischer Landgrafen, war interessant; so bewunderten wir ein filigranes Kapitell einer zufällig entdeckten, leider längs geteilten Säule – Zeugnis hoher mittelalterlicher Steinmetzkunst. Der große Festsaal imponierte durch sein Gebälk, der mittige Längsbalken erreicht dreißig Meter, führt von der Stirnwand zu seinem Gegenüber, auch die die Bogenfenster gefielen uns. Klar wurde: Im Mittelpunkt aller Bestrebungen steht die Sicherung des Gebäudes. Ein Video über die aufwendigen und schwierigen Arbeiten vermittelte uns davon einen Eindruck.

So verlebten wir einen schönen Tag, der allen gut gefallen hat.

Des Menschen Glück ist ein eitler Traum – Fürst Charles Joseph de Ligne

Vortrag von Prof. Detlef Jena, Rockau, am 7. Februar 2023

Goethes Weimar begegnet dem Fürst Joseph de Ligne, dem fröhlichsten Mann des 18. Jahrhunderts“

Vortrag von Prof. Dr. Detlef Jena, Rockau, im Februar 2023

Mit dem Namen Fürst Charles Joseph de Ligne verbindet sich vor allem sein Ausspruch „Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht voran“. 1735 in Brüssel geboren begann er seine, durch Geburt begünstigte Karriere am Wiener Hof der Habsburger, als ihn Maria Theresia 1751 zum Kammerherrn bestellte. Ligne wurde, war und blieb ein Mann des Krieges in den Diensten des Kaisers von Wien, dessen geniale militärische Fähigkeiten von hoher diplomatischer Kunst, relativ ausgefeiltem literarischen Stil und Fleiß sowie von einer geradezu brillanten Rolle als galanter Unterhalter in der höchsten Adelsgesellschaft, vor allem bei den Damen, begleitet wurden. Ein 34 gedruckte Bände zählender schriftlicher Nachlass an Biografien, Essays, Berichten, Reportagen, Korrespondenzen, dramatischen Stücken, Gedichten und Aphorismen legt Zeugnis von der Lebenswelt eines Mannes ab, die zwangsläufig auch Goethe berührte, zu der Goethe jedoch eine von eigenen Werten bestimmte innere Distanz wahrte.

Goethe nahm überhaupt erst Notiz von der Person de Ligne, nachdem dieser sich um 1794 aus dem aktiven Dienst als Feldmarschall im russischen und österreichischen Militär verabschiedet hatte und als Privatmann auf dem Wiener Kahlenberg lebte – sofern er nicht durch Europa reiste. Die beiden Männer begegneten sich sich zum ersten Mal 1807 in Karlsbad. Ihre direkten Berührungen währten nur bis zum Jahre 1812 und schlossen Besuche de Lignes in Weimar ein.

Beinahe hätten sie sich schon 1794 im Dessau-Wörlitzer Gartenreich getroffen. Zu den dienstlichen Pflichten Goethes gehörte nämlich die Begleitung des Herzogs Carl August auch bei dessen Reisen nach Dessau. Seit Jahrhunderten wurden dynastische Beziehungen gepflegt. Der 1740 geborene Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau ließ in Wörlitz einen Landschaftspark nach englischem Vorbild gestalten.

Ligne nahm an mehreren Schlachten des Siebenjährigen Krieges teil. In den achtziger Jahren stand Russland im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Er begleitete Kaiser Joseph II. nach Russland und nahm 1787 an der legendären Reise Katharinas II. in die südrussischen Provinzen und auf die 1783 von Russland annektierte Krim teil, die den Auftakt zum nächsten Krieg gegen das Osmanische Reich bildete. Ligne fand das Vertrauen der russischen Kaiserin und ihres Günstlings, Fürst Potemkin. Die Mitverantwortung für das geflügelte Schmähwort von den „Potemkinschen Dörfern“ nahm man ihm offenbar nicht übel, zumal er mit seinen militärischen Fähigkeiten in den Krieg zur Eroberung Konstantinopels eingriff. Mit seiner Teilnahme am Türkenkrieg endete zugleich die aktive militätische Laufbahn. Sein Sohn fiel 1792 in der Champagne; Ligne hat diesen Verlust nie verkraften können. Er zog sich ins Privatleben zurck, widmete sich z. B. der Gartenkunst.

Die Kontakte zwischen Goethe und de Ligne nahmen ihren Anfang im böhmischen Teplitz, weil sich dort 1797 Weimars Herzog Carl August mit dem Fürsten de Ligne anfreundete – inmitten der europäischen Hocharistokratie. Ligne genoss dort das Leben in vollen Zügen, schwelgte in Erinnerungen an das Ancien regime mit seinem Freund Casanova. Ligne und Carl August empfanden in Teplitz 1797 sofort Sympathie füreinander. Mit sicherem Instinkt kombinierte Ligne, dass der Herzog und er gemeinsam mit Goethe und Wieland den Kern eines national-kulturellen Bundes bilden könne. Goethe zeigte sich indes reserviert. Doch Ligne lag viel daran, in den Kreis der Weimarer Dichter aufgenommen zu werden. Der Herzog sollte ihm dabei helfen. Er bat Carl August für seine Schrift über militärische, literarische und sentimentale Gegenstände neben Frankreich auch einen Verleger in Weimar zu finden. Der Herzog wollte sich die Sache vom Halse schaffen und beauftragte Goethe, beim Verleger Frommann in Jena nachzufragen. Doch alles geriet auf die lange Bank.Durch die letztendliche Absage ließ sich Ligne allerdings nicht entmutigen. Erst eine schöne Frau, Marianne von Eybenberg, brachte Goethe und Ligne näher. Sie verlangte, Goethe solle doch recht freundlich auf ein langes Gedicht de Lignes reagieren. Dies geschah.

Ligne hat bereits im Oktober 1808 in Teplitz einen Bericht über die berühmten historischen Begegnungen Kaiser Napoleons mit Goethe und Wieland auf dem Fürstentag in Erfurt und Weimar geschrieben. Er selbst hat an den Gesprächen nicht teilgenommen. Wahrscheinlich hat er hierzu Informationen aus Wien erhalten und eingearbeitet. Ligne hielt Goethe und Wieland für die größten literarischen und geistigen Größen ihrer Zeit – und Napoleon für die herausragende politische Persönlichkeit des Kontinents. Goethe, zu einem aristokratischen Frühstück eingeladen, fühlte sich hoch geehrt; Napoleon sprach mit ihm fast eine Stunden lang über Geschichte und Literatur, lobte insbesondere den „Werther“. Währenddessen provozierte Wieland keineswegs ein Gespräch mit Napoleon, er wurde zu ihm gerufen. Ligne freute sich, dass Wieland Napoleon ohne Unterwürfigkeit und sehr klug die Stirn geboten hatte.

Die langen freundschaftlichen Beziehungen zu Carl August zahlten sich aus. Nach Angaben Lignes wurden 1809/10 sowohl seine biografische Arbeit über den berühmten Heerführer Prinz Eugen als auch seine militärischen Schriften in Weimar auf Anweisung des Herzogs gedruckt.

Zurück zu Teplitz. Die Familie Clary verstand es, in ihrem Teplitzer Besitz mit all den vielen Gästen einen illustren Reigen zu organisieren, in dessen Zentrum natürlich die österreichische Kaiserin Maria Ludovica stand. Goethe widmete ihr eines seiner „Kaisergedichte“. Aber auch Ligne wird Ehrung zuteil. Goethe schreibt: „… Noch so viel Platz ist übrig, um von Prince de Ligne ein Wort zu sagen. Dieser ist in seinem 78. Jahre noch so Hof- und Weltmann, noch so heiter und leichtsinnig als jemals. Er belebt durch seine Anmuth jede Gesellschaft, in der er sich befindet.“

Goethe nante Ligne plötzlich seinen Freund! Tatsächlich vollzogen sich nach Lignes lobenden Worten für Goethes „Wahlverwandtschaften“ im Jahre 1811 Ereignisse, die die beiden Herren einander näher brachten, ohne die grundsätzlich verschiedenen Lebensansichten zu berühren oder gar aufzuheben.Vom 12. bis 17. Oktober 1811 besuchte Ligne Weimar, er und Goethe trafen sich mehrmals. De Lignes Buch „Nouveau recueil de Lettres du Feld-Marechal Prince de Ligne en reponse a celles qui ont ete addressee“ (hier ohne accent aigues geschrieben) erschien bei Bertuch. De Ligne wollte sich damit den Weimarer Dichtern als ebenbürtig erweisen.

Nachdem Napoleon im Frühjahr 1814 gestürzt worden war, vereinbarten die Alliierten mit der französischen Regierung im ersten Pariser Frieden, dass ein Kongress in Wien die neue europäische Ordnung aushandeln solle. Dazu wurden alle am Krieg beteiligten Staaten eingeladen, also auch das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.

Ligne sah mit Bangen, dass die preußisch-russischen Konflikte um den Besitz Sachsens und Polens den Kongress an den Rand des Scheiterns führen würde. Es drohte ein Krieg zwischen den Verbündeten. Diese Furcht veranlasste Ligne zu einem seiner legendären Sätze, mit denen er in die Geschichte eingegangen ist. Er schrieb an den französischen Außenminister Talleyrand: „Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht vorwärts“. Ligne informierte Talleyrand, dass er den russischen Zaren Alexander zur Mäßigung seiner Ansprüche geraten hätte, ansonsten würde er den Untergang Sachsens herbeiführen.

Es entsprach Lignes Mentalität, seinem Lebenssinn und der klaren Erkenntnis über die Krise des Kongresses, wenn er notiert: „Der Wiener Kongress hat inzwischen alle erdenklichen Festlichkeiten ausgekostet. Welches Schauspiel könnte ich ihm bieten, um ihm aus der Langeweile herauszuhelfen? Das Begräbnis eines Feldmarschalls!“

Bislang wren die Gespräche in Hinterzimmern und vereinzelt geführt worden. Ein solches Begräbnis hätte alle Akteure einmal zusammengeführt, um endlich zu allgemeinen Ergebnissen zu kommen. Es wäre Ligne nie im Traum eingefallen, bei einem solchen Begräbnis an sich selbst zu denken. Doch es geschah. Am 13. Dezember 1814 starb der Fürst.

Wie geschmeidig, umfassend, fröhlich oder traurig die ungezählten Erinnerungen an den Fürsten von Ligne auch der Nachwelt hinterlassen wurden – das Fragment eines Requiems Goethes, gewidmet dem „frohsten Manne des Jahrhunderts“ blieb nach Inhalt und Gestalt einzigartig.