Archiv für den Monat: April 2017

Harz-Reise 2017

Studienfahrt „Auf Goethes Spuren im Harz“

Das Programm unserer Studienfahrt „Auf den Spuren Goethes im Harz“ vom 19. bis 23. April war dank der ausgezeichneten Organisation von TRI TOURS Reisebüro prall gefüllt, dabei abwechslungsreich und voller schöner Eindrücke.

Dies begann schon im Gleim-Haus in Halberstadt. Uns beeindruckte insbesondere der „Freundschaftstempel“ mit Gemälden vieler zeitgenössischer Freunde. Schon zur damaligen Zeit war diese Sammlung ein vielbeachtetes Kleinod für die literaturwissenschaftliche Forschung. Letzten Endes ist der Freundschaftsgedanke ja auch zwischen den Erfurter und Geraer Goethefreunden lebendig, wie sich in puncto Geselligkeit wieder einmal zeigen sollte. Auch die umfangreiche Korrespondenz Gleims mit Personen der Zeitgeschichte erweist sich als wahre Fundgrube für die Literaturwissenschaft, und diese Fundgrube mit Tausenden Briefen ist noch nicht einmal umfänglich erschlossen. Die meisten von uns  nutzten die Chance, noch einen Blick in den Dom samt Domschatz zu werfen.

Anschließend besuchten wir Schloss Langenstein, in dem heute eine Spezialklinik für autistische Menschen untergebracht ist. Hier weilte Goethe im September 1783 für einige Tage bei der „schönen Frau“ Antonia de Branconi. Sie war bereits mit zwölf Jahren verheiratet worden, wurde mit 20 Witwe und sodann Geliebte des Erbprinzen von Brauunschweig, zugleich aber von dessem Vater mit Anträgen überschüttet. Goethe indes ließ sich nicht verführen, hielt er doch der von Stein unverbrüchliche Treue. Wir besichtigten die beiden wunderschönen Schauräume und gönnten uns einen Spaziergang durch den idyllischen Park. Für eine Besichtigung der berühmten Höhlenwohnungen fehlte allerdings die Zeit.

Die Teufelsmauer bei Neinstedt war gar nicht so leicht zu finden. Fast hätten wir das gleichnamige Areal bei Blankenburg besucht, aber dort war Goethe ja nicht gewesen. Der steile Aufstieg bei Neinstedt lohnte sich. Bizarre Felswände erwarteten uns, die die Phantasie beflügelten. Auch den Goethestein entdeckten wir, er wurde sofort zum begehrten Fotomotiv.

Am nächsten Tag unternahmen wir unsere erste Tour durch den Harz, hier stand uns für zwei Tage Frau Evi Römer als kundige Reisebegleiterin zur Seite. Die Iberger Tropfsteinhöhle stand als erster Punkt auf dem Programm. „Die Millionen Jahre alte Höhle liegt tief im Kalk des einstigen Riffs“, heißt es im Begleitheft. „Versteinerte Meeresbewohner aus uralten Zeiten sind hier zu finden. Mit ihren beeindruckenden Sinterkaskaden und mächtigen Bodentropfsteinen erleben Kinder die faszinierende Unterwelt als märchenhaftes Reich des gutherzigen Zwergenkönigs Hübich, welcher der Sage nach mit seinem Volk im Iberg lebt.“

Leider war der Anstieg für manche von uns zu steil, dies traf ebenso auf die Rübeländer Tropfsteinhöhle zu. Dem Vernehmen nach haben sich die Draußen Gebliebenen jedenfalls nicht gelangweilt.

Der nächste Tag führte uns nach Stolberg, Bad Lauterberg, Braunlage, Elend, Königshütte und Rübeland. Höhepunkt war dort die Besichtigung der Baumannshöhle, die Goethe wiederholt besucht hatte. Unzählige Stalaktiten und Stalagmiten ziehen sich an den Gängen entlang. Auch hier war wieder Phantasie gefragt; wer wollte, konnte in den Gebilden so manche Figuren, Gesichter und anderes entdecken. Der „Goethesaal“ ist alljährliche Kulisse für Theateraufführungen und Konzerte. Entdeckt wurde die Höhle von einem Bergmann namens Baumann, der auf der Suche nach Erzen tagelang im Dunkeln umherirrte, ehe er wieder den Ausgang fand. Aber dieser Geschichte haftet auch viel Legendenhaftes an, wie unser Bergführer vermerkte.

Einen völlig anderen Eindruck vermittelte uns das Schaubergwerk Rammelsberg. Auch dort war Goethe schon zu Gast. Wir erlebten eine Fahrt mit der Grubenbahn, besichtigten sodann den sogenannten 19-Lachter-Stollen, erhielten einen Eindruck von Vortrieb, Holzausbau, Abbau- und Fördertechnik, Sprengmethoden und Entwässerung. Hier wurden bis zur politischen Wende verschiedene Metallerze gewonnen: Kupfer, Mangan, Eisen, Blei und in geringen Mengen auch Gold und Silber. Eine Stadtführung durch Goslar, ein Besuch der Kaiserpfalz schlossen sich an. Am Abend erwartete uns ein Programm „Harzer Hexenwelten mit Goethe und Heine durch den Harz“, bei dem unsere Vera eine wichtige Rolle mitspielte.

Bei einem Harzbesuch dürfen natürlich weder Brocken noch Rosstrappe und Hexentanzplatz fehlen. Alle diese Orte sind mit Goethe und seinen Werken, hier ist natürlich vor allem der „Faust“ zu nennen, verbunden. Während der Busfahrt beschäftigten wir uns aber auch mit Goethes Gedicht „Harzreise im Winter“. Damals, 1777, führten ihn bergbauliche Erkundungen ins Gebirge, aber ebenso ein an Weltschmerz leidender junger Mann, namens Plessing. Den hatte die Lektüre des „Werther“ zu dieser Gemütslage geführt. Goethe konnte Plessing kaum trösten, der kurze Besuch unter anonymem Namen blieb folgenlos. Wohl aber genas Plessing nach einiger Zeit.

Die Zugfahrt war recht kurzweilig, die meisten von uns begaben sich auf den etwa zwei Kilometer langen Rundweg um den Brocken. Am Abend erlebten wir Unterhaltung mit dem „Harzwaldecho“. Es wurde ausgiebig getanzt, gelacht, die Stimmung war prächtig. Im Übrigen wurde während der Abende und im Bus viel gesungen, wir hatten viel Spaß und Freude dabei.

Am Sonntag begrüßte uns in Thale Seilbahnhexe „Gondolina“ und ihr „Liftikus“. Mit den modernen 2er-Sessellifts ging es hoch auf den Berg, wo wir in einem Multimedia-Raum die Sage von der Rosstrappe erlebten. Eine kleine Wanderung mit Besuch des Goethefelsens im Bodetal schloss sich an. Und wieder ging es hoch hinauf, diesmal mit der geschlossenen Kabinenbahn zum Hexentanzplatz.

Danach traten wir die Heimreise an. Busfahrer David, umsichtig wie immer, brachte uns wohlbehalten nach Erfurt und Gera zurück.

Stimmen zu unserer Studienfahrt:

Ich fand unsere Harzreise sehr sehr schön, wie so vieles, das wir gemeinsam unternehmen. Die Mehrtagesausflüge geben uns ja Gelegenheit, uns noch ein wenig besser kennen zu lernen als bei Vorträgen oder Tagesexkursionen. Ganz besonders haben mir der Aufstieg zur Teufelsmauer und unser fröhlicher Tanzabend gefallen. Aber auch die anderen Sachen waren sehr beeindruckend, ob Seilbahnfahrt zum Hexentanzplatz oder Besuch der Tropfsteinhöhle in Rübeland, ob die herrlichen Stolberger, Wernigeröder und Goslaer Fachwerkhäuser oder das Abtauchen in die mühevolle Arbeitswelt der Bergleute in Rammelsberg. Der Brocken hat mir Erinnerungen an meinen Vater gebracht, der Ende der 1950er Jahre mit seinen Berufsschülern noch auf dem Brocken war, ehe er 1961 als Grenzgebiet für Touristen gesperrt wurde. Die Rosstrappe, Baumannshöhle und Teufelsmauer führten mich zurück in meine Kindheit. Im Frühjahr 1966 war ich zur Kur im Postkinderheim „Hanno Günther“ in Blankenburg. Von dort aus unternahmen wir etliche Ausflüge, und auch das Harzer Heimatlied „Wo dunkle Tannen stehen hoch auf Bergeshöh’n..“ hatten wir Kinder damals gelernt. Ich hatte es fast vergessen, aber die Musikusse vom „Harzwaldecho“ haben es wieder zurück gebracht in meine Kehle und meinen Kopf. Der ist nun angefüllt mit neuen Erinnerungen, und das sind zu 99 Prozent positive, auch dank unseres netten Busfahrers David, der Reisebetreuer und Hotelleute in Güntersberge, dank der guten Organisation durch das Geraer Reisebüro Tri Tours und natürlich wegen euch allen aus Gera und Erfurt, die ihr mit dabei gewesen seid. Ich freue mich schon auf den nächsten Ausflug mit euch.

Angelika

Liebe Geli, lieber Bernd,

„Leuchtende Tage, nicht weinen, weil sie vorüber, sondern lächeln, weil sie gewesen“.

Die Reise bot soooo viel Interessantes, Wissenswertes und Beeindruckendes.

Habt vielen, lieben Dank für die Mühe. Ihr beide habt uns allen wieder

schöne Tage erleben lassen.

Fühlt Euch dafür umarmt von Vera, die Euch auch ein Küßchen auf die Wange

drückt.  Ist doch nicht ehrenrührig – oder?

Vera

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Liebe Angelika,lieber Bernd,

nochmals vielen Dank für die Organisation unserer Harzreise.

Vieles konnten wir sehen und erfahren,was allein nur mit großem Aufwand möglich ist.

Sckön waren auch die gemeinsamen „Freizeitaktivitäten“am Abend.

Bis zum nächsten Wiedersehen seid herzlich gegrüßt.

Marie

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Anna Amalias Hof als Bühne der Kunst

Vortrag von Dr. Annette Seemann, am 4. April 2017

Anna Amalia kümmerte sich schon früh um kulturelle Belange, schon damals gab es ein Liebhabertheater. Auch mit Regierungsantritt ihres Sohnes Carl August blieben sowohl Sprech- als auch Musiktheater vom Ideal der Antike geprägt: Theater sollte belehrend und unterhaltsam sein.

Die scharfe Kritik des Preußenkönigs Friedrich II. mit seinen Zweifeln an der Qualität der deutschen Sprache hinsichtlich literarischer Produktionen bezieht der Weimarer Hof auf sich. Er entwickelt neue Theaterformen und wurde damit vorbildlich für ganz Deutschland. Anna Amalia fand bereits ein Hoftheater vor. Der Saal war allerdings zu klein, verfügte allerdings über einen Orchestergraben, in dem 22 Musiker Platz fanden. Aus Kostengründen spielten jedoch nur zwölf Musiker. Anna Amalias Gemahl, Herzog Ernst August II., aus Gotha stammend, gründete das Hoftheater neu, eingeschlossen jene zwölf Musiker. Es gab auch eine Theatertruppe. Im März 1757 verfügte die Herzogin über 20 Schauspieler. Da sie auf ihre geliebte italienische und französische barocke Oper wegen des großen Aufwandes verzichten musste, entwickelte sie eine Vorliebe für heimische Singspiele. Christian Felix Weiße (Librettist) und Johann Adam Hiller (Komponist) in Leipzig wurden beauftragt. Auch der Komponist Johann Ernst Bach wurde einbezogen. Ebenso wurde Corona Schröter engagiert.

Der Anspruch an die Musiker war enorm: Sie mussten alle Schauspiele mit Pausenmusik bestreiten, hinzu kamen Singspiele, Tafel- und Kirchenmusik sowie Hofkonzerte. Aus Braunschweig wurde die Koch’sche Theatertruppe herangezogen. Hofmarschall von Witzleben übernahm die Führung. Alle begabten Mitglieder des Hofes, aber auch Bürgerliche, mussten mitwirken. Komische Singspiele spielten die wichtigste Rolle.

Als der Herzog, Anna Amalias Gemahl, früh starb, wurde die Hofkapelle wegen der Trauerzeit zunächst aufgelöst. Nur der Tanzmeister durfte seine Stelle behalten, denn den beiden Prinzen Carl August und Constantin musste Unterricht erteilt werden. Nach der Trauerzeit umfasste die neue Hofkapelle acht Personen. Ein Kreis von Laien wurde einbezogen, die Herzogin selbst musizierte mit. Der Siebenjährige Krieg blutete auch das Weimarer Herzogtum aus. Dennoch gab es ab 1768 die besagte Koch’sche Theatertruppe. Es entstanden mehrere deutsche Singspiele, beispielsweise „Der Teufel ist los“ oder „Die Liebe auf dem Lande“. Es entstanden 16 Lustspiele und zehn Tragödien. Sie wurden von Hiller aufgeführt und anderenorts nachgespielt. Anna Amalia glaubte an den erzieherischen Wert der Bühne, daher hielt sie Weimarer Bürger dreimal in der Woche mit abzuholenden Billetts frei. Ihre Initiative war einzigartig, ohne Beispiel.

1771 kam die Herzogin mit ihren Söhnen erstmals wieder nach Braunschweig. Sie lernte dort den Bibliothekar Lessing kennen.

Jetzt kommt Anton Schweitzer ins Spiel. Er war als Musiker in Italien gewesen. Die Herzogin hatte sich schon immer nach Italien gesehnt, um dort Musik zu erleben. Bislang war ein Besuch jedoch nicht möglich gewesen. Schweitzer war ihr daher besonders wichtig. Der am Hof alteingesessene Hofkapellmeister Ernst Wilhelm Wolf wurde daher bald sein Rivale. Musikalische Aufträge stellten sich ein. In jener Zeit wurde Christoph Martin Wieland Prinzenerzieher. Er sollte jedoch auch Stücke schreiben, auch mit Schweitzer etwas „aushecken“. So entstand die Idee zu „Alceste“, der vermeintlich ersten deutschen Oper. Es handelt sich aber eher um ein Singspiel mit antikem Stoff. Vier Rollen waren ihm zugedacht. Admet droht zu sterben; nach einem Orakel kann er gerettet werden, wenn sich eine Person für ihn opfert. Alceste, seine Gemahlin, ist dazu bereit und begibt sich in den Hades. Herkules, Admets Freund, erklärt sich bereit, Alceste zurückzuholen, was ihn durch seine Tapferkeit und seinen Edelmut auch gelingt. Dieses Stück hatte einen beabsichtigten erzieherischen Hintergrund: Insbesondere die Figur des Herkules sollte dem jungen Carl August Tugendhaftes, Vorbildhaftes aufzeigen. 1773 wurde es am Weimarer Hoftheater aufgeführt. Es gab viel Lob, aber auch Kritik. Zu den Kritikern gehörte der ferne Goethe. Er fand es unmöglich, dass Wieland in seinem „Neuen Teutschen Merkur“ das eigene Stück in höchsten Tönen bejubelte. Folglich entstand Goethes Parodie „Götter, Helden und Wieland“. Als sie Wieland las, verstand er die Lektion. Er bewies Größe, druckte Goethes Pamphlet in der nächsten Nummer des „Merkur“ ab. Sie freundeten sich wenig später sogar an. Goethe ging es um die Verweichlichung der Helden, seine Kritik richtete sich somit gegen den „französischen Stil“. All das fand er abscheulich. Wieland schuf 1773 ein weiteres Singspiel für Carl August „Herkules am Scheideweg“, Schweitzer hatte dazu komponiert. Die Hauptfigur trägt wieder Züge von Carl August.

1774 brannte das Weimarer Schloss. Die Theatertruppe zog nach Gotha, in Weimar gab es zunächst kein Theater mehr. Die Herzogin entwickelte ihr neues Konzept, wieder ein Liebhabertheater. Alle, die sie begabt fand, wurden einbezogen, Adlige und Bürger, Alt und Jung. Anlass der Neugründung war die Rückkehr Carl Augusts von seiner Kavalierstour. Er brachte seine Braut, Luise von Hessen-Darmstadt mit. Man wollte ihn 1775 mit Voltaires Stück „Nanine“ empfangen, und zwar in Hauptmanns Haus an der Esplanade. Eine Bühne wurde aufgebaut, die man später wieder „abschlagen“ konnte. All dies verursachte weitere Kosten, die die Herzogin aus ihrer Privatschatulle bestritt. Carl August trug später drei Viertel der Kosten, sie den Rest.

Wenig später kommt Goethe nach Weimar. Doch diese Bühne gefällt ihm nicht. Für ihn wurde sie verändert. Am 30. Januar 1777, zu Herzogin Luises Geburtstag, wurde Premiere eines Goethe-Stückes gefeiert. Sie sollte durch die Theatervorführung von ihrem „Liebeswahn“ geheilt werden, so die Absicht. 1779 wurde „Iphigenie“ aufgeführt. Goethe schlüpfte in die Rolle des Orest, Corona Schröter spielte die Iphigenie. Es folgen „Erwin und Elmire“ sowie „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“. Zum Spielplan gehörten neben diesen Stücken weiterhin „Nanine“, „Adelaide“, „Der Postzug“, Das Milchmädchen und die beiden Jäger“. Im „Hofmeister“ spielte der später sehr berühmte Arzt Hufeland die Hauptrolle. Ab 1777 fanden – wie erwähnt – Goethes Stücke immer mehr Zugang: „Erwin und Elmire“ und „Die Mitschuldigen“.

Corona Schröter war seit 1776 in Weimar, sie war die einzige professionelle Sängerin und Schauspielerin. Sie war auf Wunsch Carl Augusts gekommen, er hat sie auch sehr umworben. Ab 1777 gab es eine bescheidene Bühne auf der Ettersburg, sie war Anna Amalias Sommersitz. Es wurden bescheidene Schattenspiele aufgeführt. Wenig später wurde eine reguläre Bühne errichtet. Höhepunkt der Aufführungen war „Iphigenie auf Tauris“. Das Stück wurde 1779 auch im Hauptmann’schen Haus auf der Esplanade aufgeführt.Goethe spielte den Orest, Corona Schröter die Iphigenie, auch Prinz Constantin spielte mit. Anna Amalia setzte sich selbst in Szene. Es entstand auch eine Parodie zu „Alceste“. Darin: „Weine nicht, du Abgott meines Herzens“ wurde auf dem Posthorn intoniert. Über all das war Wieland sehr aufgebracht, er schrie Schmähworte und verließ den Saal, während die Herrschaften lachten.

1780 wurde ein Redoutenhaus als Theater errichtet – am Standort des heutigen. Die Bühne musste nunmehr nicht ständig auf- und abgebaut werden. Damit war aber auch die große Zeit des Liebhabertheaters vorbei. Goethe und Carl August erhoben nun den Anspruch auf Professionalität der Theaterkunst. Aufgeführt wurde zum Beispiel „Die Vögel“ von Aristophanes in Goethe’scher Übersetzung. Den letzten Todesstoß gegen das Liebhabertheater versetzte Friedrich II. mit seiner Schrift „De la literature Allemande“, in der sich über die Fehler der deutschen Sprache ausließ; sie sei für die Literatur gänzlich ungeeignet. Dies schrieb er mit Blick auf das Hoftheater seiner Nichte, Anna Amalia. Noch 1781 wurde in Tiefurt gespielt, auch das „Tiefurter Journal“ herausgegeben. Es gab allerdings nur elf Exemplare. „Die Fischerin“ und „Auf Miethings Tod“ fanden sich darin. Ebenso fand die Nachricht Erwähnung, dass Anna Amalias Perlhuhn sieben Eier gelegt habe. Doch spätestens mit der „Fischerin“ war das Interesse am Liebhabertheater erloschen. 1783 gab es noch eine Aufführung, ein Jahr später keine mehr. Eine professionelle Truppe wurde eingestellt. Anna Amalia konnte endlich italienische Opern hören. Ab 1790 gab es regulären Theaterbetrieb. Liebhabertheater wurde nur noch „punktuell“, nämlich im Wittumspalais der Herzoginmutter gespielt, und zwar bis 1800.

Im „professionellen Theater“ wurde zwar auch Goethe und Schiller gespielt, mehr aber Modeautoren jener Zeit: Kotzebue, Iffland, Hiller, Weise und Gotter. Insbesondere waren Komödien sehr beliebt. Etwa drei Viertel des Repertoires bestritt Kotzebue mit seinen Stücken, diese hat oft Goethe inszenieren lassen.